Sehenswertes

Igeler Säule

Im Zentrum der Gemeinde Igel erhebt sich die IGELER SÄULE, das besterhaltene römische Pfeilergrabdenkmal nördlich der Alpen. Es ist aus Sandstein errichtet und überreich mit Reliefs geschmückt.
Zur Römerzeit war die Igeler Säule nicht das einzige Grabdenkmal an der Römerstraße. Fundamente weiterer Grabmäler, Reliefsteine und Steinsärge wurden gefunden, die man z.T. im Rheinischen Landesmuseum in Trier sehen kann.
Die sogenannte Igeler Säule wurde von der hier ansässigen Tuchhändlerfamilie der Secundinier in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts erbaut. Das ursprünglich farbig gestaltete Denkmal hatte neben der Erinnerung an die Toten der Familie wohl auch den Zweck, werbend auf das Tuchgeschäft der Secundinier in der Stadt Trier hinzuweisen. Die Secundinier hatten ihre Villa in unmittelbarer Nähe des Monuments, vermutlich oberhalb auf dem kleinen Felsplateau zwischen der alten Pfarrkirche und der neuen Schule. Reste dieses Bauwerkes wurden allerdings nicht gefunden.
Die Säule ist ursprünglich in den Fuß eines Abhanges hineingebaut worden, der heute etwa 2,5 m hinter dem Monument angeschnitten und durch eine Stützmauer gesichert ist. In früherer Zeit haben die Erdmassen wohl den rückseitigen Teil des Sockels umschlossen. Nur das erklärt den guten Erhaltungszustand der Sockelreliefs der hinteren nördlichen Seite.

Die Gesamthöhe beträgt 23 Meter. Es hat folgenden Aufbau: Basis (Stufen), Sockel, Hauptteil, Fries, Attika, Giebel (Dreieck). Über dem Giebel erhebt sich ein vier Meter hohes Schuppendach. Den Abschluss bildet eine 3,5 Meter hohe Bekrönungsgruppe, die aus einem eiförmigen Pinienzapfen mit vier Köpfen bestand. Diese rahmten ursprünglich eine Darstellung der Entführung des Ganymed durch den Adler des Jupiter ein.

Die Hauptseite – nach Süden gerichtet – weist folgende Bilder aus:
Sockel: Tuchladen
Hauptbild: Familienbild der Secundinier
Attika: Tuchprobe
Giebelbild: Hylas und Nymphen
Das Familienbild der Secundinier – Hauptbild – ist wohl das Schlüsselbild zum gesamten Verständnis des Monuments. Die Inschrift sagt einiges über die Lebenden und Verstorbenen der Familie aus:

Den Todesgöttern
Dem PUBLIUS AELIUS (?) Secundinus, ihrem Vater,
ehemaligen kaiserlichen Veteran-Freiwilligen, dem Sec..
und…, Söhnen des Secundinus Securus, der Publia Pacata,
der Gemahlin des Secundinus Aventinus, schließlich dem
Lucius Saccius Modestus und seinem Sohn Modestius
Macedo haben die Lucier Secundinius Aventinus und
Secundinius Securus als ihren verstorbenen Anverwandten
und für sich selber, um es zu ihren Lebzeiten schon zu
besitzen, (dieses Denkmal) errichten lassen.

(Inschrift des Hauptbildes nach Dragendorf-Krüger, 1924)

Das Hauptrelief zeigt den Abschied des zweiten Sohnes von seinem Vater Securus und dessen Bruder Aventinus. Darüber sind in Medaillons die Ahnen Publia Pacata, die Frau des Aventinus, links der Vater und rechts der früh verstorbene Sohn des Securus zu sehen. Der Tod des zweiten Sohnes wird wohl auch der unmittelbare Anlass zur Errichtung des Grabmals gewesen sein.

Die drei anderen Seiten des Hauptgeschosses zeigen mythologische Darstellungen: Himmelfahrt des Herkules (N); Perseus und Andromeda (W); Achilles (O).

Drei der vier schmalen Friese der IGELER SÄULE zeigen Szenen aus dem häuslichen Leben der Secundinier. Dazu gehört die relativ gut erhaltene „Küchenszene“. Hier bereiten Diener an einem Tisch und einem Herd Speisen zu. Dieses Bild zählt zu den schönsten derartigen Darstellungen der römischen Kunst.

Das ebenfalls gut erhaltene „Familienmahl“ zeigt im Zentrum vermutlich die Secundinier selbst bei einer Mahlzeit. Links bereiten an einem Schenktisch zwei Diener die Getränke (Wein) zum Servieren vor. Rechts wird das abgetragene Geschirr aufgewaschen.

Der Fries an der Westseite zeigt Landpächter, die ihre Pacht in Naturalien abliefern, u.a. einen Hasen, zwei Fische, ein Lamm, einen Hahn und Früchte.

Die Secundinier, die ihr Land verpachteten, erhielten dafür als Pachtzins Geld, Naturalien oder Fertigwaren. Dazu zählte vor allem Tuch, das die Pächter -vielfach Schafzüchter- in Heimarbeit herstellten. Die „Kontorszene“ zeigt die Geldabgabe der Pächter. Bei der „Tuchprobe“ wird Tuch abgeliefert, geprüft und registriert. Diese Tuche wurden entweder im eigenen Laden verkauft oder zum Weitertransport in entfernte Gebiete vorbereitet.

Mehrere Reliefs haben diese Warentransporte zum Inhalt. Ein von drei Pferden oder Maultieren gezogener vierrädriger Lastwagen hat einen riesigen Tuchballen als Ladung. Der auf der Nordseite befindliche Fries zeigt einen Warentransport mit Packpferden über ein Gebirge.
Auf zwei Stufenreliefs der IGELER SÄULE sind Treidelsszenen abgebildet, wobei mit Stoffballen beladene Schiffe von Menschen gezogen werden.

Obwohl die IGELER SÄULE ein Grabpfeiler ist, wurden keine Reste von Bestatteten hier gefunden. Man nahm deshalb bisher an, dass die Toten an anderer Stelle beerdigt worden waren. Bei den Restaurierungsarbeiten 1985/86 wurde aber im Sockel an der Westseite eine etwa zwei Meter breite, zwei Meter tiefe und zwei Meter hohe Gruft freigelegt, die von ihrer Anlage her durchaus zur Aufnahme von Urnen (s. Grutenhäuschen) gedacht gewesen sein können.

Seine Erhaltung verdankt das Grabmal einer mittelalterlichen Legende, wonach das Hauptbild auf der Südseite als Vermählung des Constantius Chlorus mit der Heiligen Helena, der Mutter Konstantins des Großen, interpretiert wurde. Durch diese Interpretation genoss das Monument den Schutz der katholischen Kirche. Die Jahrhunderte sind aber nicht spurlos an dem Monument vorübergegangen. Das Baudenkmal ist aus heimischen Buntsandstein errichtet, ein relativ weiches Material, das -atmosphärischen Einflüssen ausgesetzt- ganz erhebliche Verwitterungsspuren zeigt.

Auch bekannte Schriftsteller und Dichter haben über dieses römische Monument immer wieder berichtet. Als Beispiel sein ein Ausschnitt aus der Beschreibung von Johann Wolfgang Goethe aus dem Jahre 1792 zitiert: …Doch ein herrlicher Sonnenblick belebte soeben die Gegend, als mir das Monument von Igel wie der Leuchtturm einem nächtlich Schiffenden entgegenglänzte. Vielleicht war die Macht des Altertums nie so gefühlt als an diesem Kontrast: Einem Monument, zwar aus kriegerischen Zeiten, aber glücklicher siegreicher Tage und eines dauernden Wohlbefindens rühriger Menschen in dieser Gegend. …“
(Aus: Johann Wolfgang von Goethe: Campagne in Frankreich, 22. Oktober 1792)

Goethe erhob in seinem Tagebuch die Forderung, das Denkmal genau zu vermessen und die Reliefs darzustellen. Dies geschah im Jahre 1829, als im Auftrag der Sayner Hütte die Ingenieure Osterwald und Zumpft die Vermessung durchführten und die Form für Abgüsse eines verkleinerten Modells herstellten. Ein Exemplar davon wurde Goethe zum Geschenk gemacht, der daraufhin – 38 Jahre nachdem er die IGELER SÄULE gesehen hatte – eine ausführliche Beschreibung des Reliefs verfasste.

Die Igeler Säule ist ein einzigartiges Monument und zählt zu den wertvollsten Baudenkmälern der römischen Geschichte- Dies ist inzwischen weltweit anerkannt. Im November 1986 wurde die Igeler Säule zusammen mit den wichtigsten römischen Baudenkmälern der Stadt Trier auf die Liste „Erbe der Welt“ der UNESCO gesetzt

Gruthenhäuschen

Etwa 1,5 km westlich von Igel steht in den Weinbergen ein hell leuchtender römischer Tempel, im Volksmund als „Grutenhäuschen“ bezeichnet. Sechs mächtige Säulen, die das Dach am Vorbau tragen, lassen Griechenlandkenner unwillkürlich an eine Miniaturausgabe des Parthenon Tempels auf der Akropolis von Athen denken.
Der Tempel steht auf einem wuchtigen, original erhaltenem Tonnengewölbe einer römischen Grabkammer. Nach einer Rekonstruktionsstudie des Landesmuseum Trier aus den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts, die sich an vergleichbare Monumente in Italien und Nordafrika orientierte, wurde 2001 dieser Tempel in seinem oberen und vorderen Teil rekonstruiert. Die mittleren und seitlichen Wände sind ebenfalls noch original erhalten und wurden „fugenlos“ in den Rekonstruktionsteil eingebunden. Neuere Forschungen lassen vermuten, dass dieser Grabbau im 3./4. Jahrhundert errichtet wurde, also in der Übergangszeit von der Verbrennung zur Körperbestattung.